Den digitalen Wandel gestalten!

06.04.2017
Digitale Arbeitswelt

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. In den vergangenen Jahren wurden die Auswirkungen und Potenziale des digitalen Wandels vor allem im produzierenden Gewerbe umfassend analysiert. Die Digitalisierung im Dienstleistungsbereich wurde dabei jedoch kaum oder nur wenig berücksichtigt. Vor allem die Folgen für die Qualität der Arbeit und die Anforderungen an die Beschäftigten haben bisher kaum eine Rolle gespielt.

Die nun vorliegende Studie des CIMA-Institut (s. Download) schließt eine wichtige Lücke, indem sie digitale Veränderungsprozesse in unterschiedlichen Dienstleistungsbranchen anhand konkreter betrieblicher Beispiele in Niedersachsen untersucht. Die Beispiele zeigen, dass sich die Arbeit der Zukunft nicht ohne zusätzliche Qualifizierung, Arbeitsgestaltung sowie Beteiligung und Mitbestimmung der Beschäftigten organisieren lässt. Dabei gilt es, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu verhindern, den Gesundheitsschutz zu stärken und Humanisierungspotenziale zu heben. Dies wiederum stellt Betriebs- und Personalräte, Gewerkschaften aber auch die Politik vor Herausforderungen, mit denen sie umgehen müssen. Kann Gute Arbeit dabei als Leitbild für die Arbeitsbedingungen von morgen dienen?

Die Studie finden Sie im Anhang.

 
Pressekonferenz 20.09.2016 Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde die Studie zur Digitalisierung im Dienstleistungsbereich am 20.09.2016 dem Arbeitsminister Olaf Lies (rechts im Bild) übergeben.

Studie über die Folgen der Digitalisierung im Dienstleistungsbereich  am 20. September an Minister Lies übergeben 

Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt in einem enormen Tempo. Davon besonders betroffen ist der Dienstleistungsbereich, in dem die Veränderungsprozesse jedoch bisher kaum untersucht, Chancen und Risiken für die Beschäftigten wenig erforscht sind. Eine Studie des CIMA-Instituts für Regionalwirtschaft im Auftrag der Gewerkschaft ver.di und der Friedrich-Ebert-Stiftung schließt diese Lücke.

Dr. Arno Brandt, Leiter des CIMA-Instituts in Hannover, machte deutlich: „Mittels einer Befragung zahlreicher Experten aus neun Betrieben und Verwaltungen in Niedersachsen werden zentrale Entwicklungstrends, Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung näher beleuchtet. Dabei haben wir vor allem die Branchen Telekommunikation, Verkehr, Handel und Logistik, Touristik, Medien und den öffentlichen Dienst näher untersucht.“ 

ver.di-Landesleiter Detlef Ahting betonte: „Es muss das Ziel von Gewerkschaften, Unternehmen und Politik sein, im Prozess des digitalen Wandels gute Dienstleistungen und soziale Innovationen zu verankern. Gute Arbeit dient als Leitbild für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen von morgen. Die betrieblichen Fallbeispiele bestätigen, dass die Arbeit der Zukunft nicht ohne zusätzliche Qualifizierung und Weiterbildung, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie nicht ohne Beteiligung und Mitbestimmung der Beschäftigten zu organisieren ist. Wir wollen prekäre Beschäftigung verhindern.“ 

Urban Überschär von der Friedrich-Ebert-Stiftung ergänzte: „Den digitalen Strukturwandel zu begleiten, ist auch eine zentrale Aufgabe der Politik. Die vorliegende Studie macht deutlich, dass es bei der mit der Digitalisierung verbundenen Beschäftigungs- und Humanisierungspotentialen durchaus Handlungsbedarf des Gesetzgebers gibt. Hierzu zählen das Arbeitsrecht, der Gesundheitsschutz, die Mitbestimmung und die soziale Sicherung.“ 

Die Studie wurde am 20. September 2016 offiziell dem Niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Olaf Lies, übergeben: „Die Untersuchung zeigt, dass die fortschreitende Digitalisierung nicht nur die Industrie vor Herausforderungen stellt, sondern der Dienstleistungssektor mindestens genauso stark betroffen ist. Das besondere an der vorliegenden Studie ist dabei der Blick auf die betrieblichen Prozesse. Dabei wird deutlich, dass ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen von Digitalisierungsprozessen die frühzeitige Kooperation der Sozialpartner im Betrieb und die Einbindung der Beschäftigten sein kann. Wir würden es deshalb sehr begrüßen, wenn es gelingen könnte, die betriebliche Ebene auch im Weiteren sehr konkret in den Blick zu nehmen, um Hindernisse und förderliche Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Arbeits- und Unternehmensentwicklung zu identifizieren.“

 
Diskussionsteilnehmerin Kerstin Marx mit der Studie zur Digitalisierung