Das Friseurhandwerk ist eine der wenigen Branchen, in denen trotz dreijähriger Ausbildung oft nur Mindestlohn oder knapp darüber gezahlt wird - selbst nach langjähriger Berufserfahrung. Das Handwerk ist sehr weiblich dominiert, von Teilzeit geprägt und durch seine Kleinteiligkeit nur wenig reguliert. Dementsprechend sind die Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich von Salon zu Salon. Gesetzliche Interessensvertretungen gibt es fast keine. Das alles führt dazu, dass viele Friseur*innen Schwierigkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne auf Nebenjobs, andere Einkommen oder staatliche Beihilfen zurückgreifen zu müssen. Sowohl die Ausbildungs- als auch die Beschäftigtenzahlen sind schon in den letzten Jahren stark zurück gegangen und viele Friseurbetriebe klagen über Fachkräftemangel. Besonders in der Pandemie haben sich viele Friseur*innen umorientiert. Aber es bleiben auch viele, weil Haare schneiden ihre Leidenschaft ist - obwohl sie es sich eigentlich nicht mehr leisten können. Es ist also Zeit, etwas in der Branche zu verändern.

Eine Initiative von Friseur*innen in Niedersachsen und Bremen hat sich deshalb entschieden, sich bei ver.di zu organisieren und eine Kampagne zu starten, um das Friseurhandwerk zu stärken. Das langfristige Ziel ist es, eine kämpferische Tarifbewegung aufzubauen und so den Flächentarifvertrag wiederzubeleben, den es schon mal vor ein paar Jahren gab. Jetzt geht es erstmal darum, Bewegung in die Branche zu bringen und über Tarifarbeit aufzuklären. Mit Flyeraktionen in allen größeren Städten, regelmäßigen offenen Aktiventreffen und digitalen Infoveranstaltung wollen wir möglichst viele Friseur*innen erreichen und für die gewerkschaftliche Arbeit gewinnen.

Die Kampagne wird auf dem Instagram-Account @teamfairhair begleitet.