Wir sagen STOP! SOS Kita! Special zu den Landtagswahlen in Niedersachsen 2022
Unser Protest geht weiter: STOP! Zu immer mehr Aufgaben und Verantwortung bei immer weniger Kolleg*innen. Belastung ohne Ende! STOP! Zu wenig Geld im System. STOP! Zu fehlendem Mut und Wollen der Politik für wirklich gute Lösungen! Macht mit!
Das neue Kita-Gesetz in Niedersachsen (NKiTaG) ist letzten Sommer in Kraft getreten. Unsere langjährigen Forderungen nach mehr Qualität durch z.B. mehr Zeit für die Kinder durch einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel uvm. blieben unberücksichtigt. Wir haben gesagt: wir bleiben dran – gemeinsam für bessere Bedingungen in den Kitas.
Und das ist mehr denn je notwendig: die Situation in den Kitas hat sich in den letzten Monaten immer weiter verschärft - wir sagen: Stop! Immer noch eine Schippe drauf verschärft das völlig überlastete Kita-System - es reicht!
Darum geht der Protest für mehr Qualität in Kindertageseinrichtungen weiter! Und der Zeitpunkt ist gut, denn im Oktober finden in Niedersachsen Landtageswahlen statt.
Schließt euch an und zeigt euren Protest vor Ort, vor den Kitas. Zeigt „der alten und neuen Landesregierung“ es reicht: STOP – SOS Kita. Hängt Plakate in eure Fenster und Transparente an den Zaun. Schreibt eure Forderungen auf Plakate …. Macht eure Aktionen öffentlich und macht Fotos, so dass wir eure (freigegebenen) Bilder veröffentlichen können. Bilder könnt ihr schicken an: sue.nds-hb@verdi.de
Die Kita-Qualität und damit die Beschäftigten und die Kinder dürfen nicht zu den Leidtragenden politischer Versäumnisse werden. Wir brauchen strukturelle Qualitätsverbesserungen in den Kindertagesstätten, die den heutigen Anforderungen und Bedarfen entsprechen, die die Kita-Beschäftigten entlasten und den Beruf attraktiver machen.
Deutliche Kritik am Gesetzentwurf
Mehr als zwei Jahrzehnte fordern Beschäftigte, Eltern und Träger eine umfassende Novellierung des niedersächsischen Kita-Gesetztes. Seit November 2020 liegt endlich ein Gesetzesentwurf vor. Doch die Enttäuschung und die Empörung sind riesig. Unisono weisen Wohlfahrtsverbände, Elterninitiativen und ver.di diesen Entwurf zurück. Die lange angekündigten und dringend notwendigen Verbesserungen der Qualitätsstandards, insbesondere beim Personalschlüssel, bleiben aus. Es sind sogar Verschlechterungen geplant. So geht das nicht! ver.di meint: Im Windschatten der Corona-Pandemie ein neues Kita-Gesetz ohne substanzielle Verbesserungen durchzudrücken, ist skandalös.
Zu Recht steigen die Anforderungen an eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung. Zugleich nehmen die gesellschaftlichen Probleme und damit die Herausforderungen in den Einrichtungen zu. Zentrale Voraussetzung für die Erfüllung der Ansprüche sind fachgerechte Fachkraft-Kind-Schlüssel. Deren Einführung auch für den Kindergartenbereich haben sowohl diese Landesregierung als auch ihre Vorgängerin versprochen. Soll dieses Versprechen an Eltern, Kinder und Beschäftigte nun erneut gebrochen werden?
Besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel nötig
Die Verfügungszeiten – also Elterngespräche, Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit, Teambesprechungen, Dokumentationen, Zusammenarbeit mit Institutionen etc. – machen laut Bertelsmann-Stiftung bis zu einem Viertel der Arbeitszeiten von Erzieher*innen aus. Hinzu kommen planbare Abwesenheitszeiten durch Urlaub, Krankheit und Fortbildungen. Der Fachkraft-Kind-Schlüssel muss all dies berücksichtigen. Stattdessen will die Landesregierung Qualifikationsstandards absenken. Das ist der falsche Weg.
„Die Kinder kommen heute mit ganz unterschiedlichen und teilweise sehr schwierigen Voraussetzungen in die Kita. Damit wir uns individuell um sie kümmern können, ist ein vernünftiger Personalschlüssel nötig. Nur so ist es zum Beispiel möglich, Projekte zu machen und auch mal mit einzelnen Kindern zu arbeiten. Bildungsarbeit, Sprachförderung, Dokumentation – es wird immer mehr verlangt. Das geht nur mit genug Personal.“
Petra Klein ist Sozialassistentin in einer Kita der Arbeiterwohlfahrt.
„Es braucht mehr Ressourcen für die Leitung. In kleineren Einrichtungen sollten Leitungen mehr Freistellungsstunden haben. Sie sind durch viele Stunden im Gruppendienst doppelt belastet. Die Verwaltungsaufgaben nehmen ständig zu. Dadurch bleibt immer weniger Zeit, die pädagogische Arbeit zu unterstützen und konzeptionell zu arbeiten. Gerade das ist aber wichtig, um die geforderte Qualität zu gewährleisten.“
Ina Bürgel leitet die DRK-Kindertagesstätte Weiherfeld in Langenhagen.
„Wir Fachberater*innen begleiten die Leitungen und Fachkräfte der Kitas in ganz unterschiedlichen Fragen – von Erziehungspartnerschaften über die Kommunikation im Team bis hin zu konzeptionellen und pädagogischen Themen. Dieser Blick und die Unterstützung von außen sind für die Qualitätssicherung sehr wichtig. Doch im neuen Kita-Gesetz sind feste Stundenkontingente und Finanzierung dafür nicht vorgesehen. Die Fachberatung braucht einheitliche Standards.“
Katharina Glaese ist Fachberaterin für Kitas in der Region Göttingen.
„Gute Ausbildung ist entscheidend, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Mit den Auszubildenden Aufgaben zu besprechen und gemeinsam zu reflektieren braucht Zeit – Zeit, die im neuen Kita-Gesetz nicht vorgesehen ist. Natürlich zwackt man dafür immer ein paar Stunden ab. Aber diese fehlen dann mit den Kindern. Der Personalschlüssel muss auch die vielen anderen Aufgaben berücksichtigen. Sonst gehen sie zulasten der Kinder und der Qualität.“
Sina Hermann ist Erzieherin in einer Krippe in Hannover.
Gute Ausbildung für mehr Fachkräfte
Um den wachsenden Fachkräftebedarf zu decken, muss die Erzieherausbildung auf qualitativ hochwertigem Niveau ausgeweitet werden. Begleitung und Anleitung der Auszubildenden brauchen zeitliche Ressourcen. Pädagogische Fachkräfte in Ausbildung dürfen auch weiterhin nicht auf den Stellenschlüssel angerechnet werden. Assistenzkräfte müssen Anspruch auf eine Weiterqualifizierung zur pädagogischen Fachkraft haben. Externe Fachberatung ist ein Schlüssel für eine einheitlich hohe Qualität frühkindlicher Bildung. Doch all dies ist nicht verbindlich und ausreichend im Gesetzentwurf enthalten.
„Die erst 2016 neu gefassten Rahmenrichtlinien zur Ausbildung von Erzieher*innen stellen durchgängig den Bildungsgedanken in den Mittelpunkt – weg von der Defizitorientierung, hin zu einer Herangehensweise, die Kinder als Subjekte ihrer Lebensweltgestaltung wahrnimmt. Der Gesetzentwurf fällt dahinter weit zurück. Am Lernort Praxis benötigen Auszubildende eine qualifizierte Begleitung. Hier müssen die dafür nötigen Ressourcen zur Verfügung stehen.“
Peter Schmidt ist Lehrkraft an der Sozialpädagogikschule Nienburg.
„Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 hat sich Deutschland zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichtet. Doch im neuen Kita-Gesetz kommt Inklusion nicht vor. Auch die seit 30 Jahren bestehenden Integrationsgruppen werden nicht gewürdigt. Es soll weiterhin keinen Rechtsanspruch auf einen integrativen Kita-Platz für Kinder mit Behinderung geben. Diese Diskriminierung darf nicht beibehalten werden.“
Klaus Kokemoor arbeitet als Inklusionsberater und Autor.
Hier findest du die Online-Petition zum Kita-Gesetz:
https://www.openpetition.de/petition/online/kitas-gegen-das-neue-kita-gesetz-in-niedersachsen
Weitere Infos:
t1p.de/verdi-s-k-j-hilfe
Kontakt zum ver.di-Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen:
fb03.nds-hb@verdi.de
Kontakt zum ver.di-Fachbereich Gemeinden:
fb07.nds-hb@verdi.de
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