Als alarmierend bezeichnet die stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Christine Behle die Zahlen, die heute im „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ veröffentlicht werden. Die Zahlen zeigen deutlich, wie die Qualifikationen des Personals in Kindertageseinrichtungen sinken. Waren vor sechs Jahren noch überwiegend Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas tätig, zeigt sich jetzt, dass vermehrt geringer qualifiziertes Personal oder sogar Auszubildende eingesetzt werden.
Im Bundesland Bremen ist laut „Ländermonitoring“ die Fachkraft-Quote in den Kitas in den letzten Jahren deutlich gesunken. Die Autor*innen der Untersuchung stellen eine zusätzliche Belastung für die vorhandenen Fachkräfte fest und verweisen auf Studien, dass eine sinkende Fachkraftquote die Minderung der Qualität der pädagogischen Arbeit bedeutet. Vor allem aber warnt das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildung“ vor einem hohen Risiko, dass im Bundesland Bremen bei einem weiteren Absenken der Fachkraft-Quote zahlreiche Fachkräfte das Berufsfeld verlassen.
Trotz vielfacher Warnungen vor den negativen Folgen für die pädagogische Qualität und der weiteren Belastung der vorhandenen Fachkräfte, hat die Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Aulepp eine massive Absenkung der personellen Standards in Bremer Kinder- und Tageseinrichtungen angekündigt. Zukünftig soll nicht mehr die Ausbildung als pädagogische Fachkraft (in der Regel Erzieher*in) Voraussetzung sein, sondern soll künftig eine „geeignete Person“ als einziges Kriterium für die pädagogische Arbeit mit den Kindern ein „sauberes“ Führungszeugnis vorweisen.
„Dieses Vorgehen auf Kosten der Kleinsten ist inakzeptabel. Das Vorhaben der Senatorin ist realitätsfern, aus fachlicher Perspektive abzulehnen und wird durch die gestiegene Belastung der Kita-Beschäftigten das Berufsfeld noch unattraktiver machen.“ befürchtet Markus Westermann ver.di-Geschäftsführer Bremen-Nordniedersachsen.
„Wir erleben Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, die seit Jahren dort arbeiten und nun zusätzlich zu ihrer Arbeit mit den Kindern auch noch Ergänzungspersonal anleiten. Sie tun alles, um die pädagogische Arbeit für die Kinder sicherzustellen“, so Christine Behle. „Doch inzwischen sind aufgrund der Situation viele von ihnen überlastet und frustriert und verlassen deshalb die Kitas.“
„Längst sind die Kita-Beschäftigten gemeinsam mit Kindern und Eltern „Spielball“ der Politik geworden, die gesetzliche Rahmenbedingungen verschlechtert, statt sich um die Bildungs- und Betreuungsqualität und gute Arbeitsbedingungen zu kümmern.“
ver.di warnt seit Jahren vor dieser Entwicklung und hatte bereits in den vergangenen Jahren bei Bund und Ländern bessere Rahmenbedingungen in den Kitas, in den Ausbau der Erzieherinnenausbildung und die Ausbildung der dafür notwendigen Lehrkräfte angemahnt.
Markus Westermann: „Wir können in Bremen wahrscheinlich gar nicht so viele neue Fachkräfte ausbilden, wie die angekündigten Verschlechterungen aus dem Beruf vertreiben werden. Das Absinken der pädagogischen Qualität wird unvermeidlich negative Auswirkungen auf die Kinder haben, die unsere Kitas besuchen. Spätestens beim Übergang in die Schule wird dies klar werden und einen großen Aufschrei geben.“