Die besondere Mediengeschichte: 40 Jahre Kolumnist

18.10.2020
Decker-Voigt Kolumnen

Die Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide und ihr Kolumnist Hans-Helmut Decker-Voigt

Diese Zahl ist Ausdruck einer besonderen Zeitungsgeschichte: 1499 Kolumnen hat Hans-Helmut Decker-Voigt von 1980 bis jetzt für die Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide geschrieben. Alle zwei Wochen, immer dienstags. Sie füllen neun Aktenbände. Acht Chefredakteure der Heimatzeitung, die seit 1978 zur Ippen-Gruppe gehört, haben an "ihrem" Kolumnisten festgehalten. Und umgekehrt der auch an seinem Verlag. So viel Beständigkeit in einer Medienwelt, die sich in den vergangenen Jahren rasant verändert hat, ist außergewöhnlich. 

 Zwei Berufungen

Wer ist Hans-Helmut Decker-Voigt? Zunächst einmal: Er gehört zu uns, ist Mitglied der Deutschen JounalistInnen-Union Niedersachsen-Bremen (dju). Außerdem ist er  Gründungsmitglied des Bundesverbands Deutscher SchriftstellerInnen (VS) in ver.di. Decker-Voigt (75) stammt aus einem Celler Pfarrhaus, ist Professor für Musik-Psychotherapie, Autor von 23 literarischen Werken und noch weit mehr wissenschaftlichen Büchern. Er gründete in Hamburg das Institut für Musiktherapie an der Hochschule für Musik und Theater, hatte Gastprofessuren in China, in den USA und jetzt in Russland. Verheiratet ist er mit einer Lehrerin. Er ist Vater zweier Töchter und inzwischen vierfacher Großvater. Die ersten Kolumnen hat er schon als Student geschrieben, an seinem Studienort für die Schwäbische Zeitung. 

Fest verwurzelt in der Lüneburger Heide

Decker-Voigt ist weit herumgekommen, belieferte seine Zeitung zuhause aber stets zuverlässig auch von unterwegs. Er ist fest verwurzelt in der Lüneburger Heide, in einem kleinen Ort bei Uelzen. Für die LeserInnen in seinem Heimatkosmos schreibt er über Begebenheiten aus seiner Familie, Begegnungen mit Mitmenschen, Zeitgeisterscheinungen, politische und andere Zeitgenossen, die ihn inspirieren - oder die ihn ärgern. Scharfe Beobachtungsgabe, Gespür für das Besondere, Komische oder Befremdliche im Alltag liefern ihm immer wieder neue Themen für Kolumnen. Das Schreiben über Ärgernisse, die meistens mit Personen einhergehen, war und ist nicht einfach, gibt er zu. In einem Umfeld, wo jeder jeden kennt und man sich demnächst wieder begegnet, ist es eine Gratwanderung zwischen kritischer Auseinandersetzung und dem Bestreben, nicht zu verletzen. Nicht immer sei das gelungen. Böse Reaktionen kenne er, insbesondere seit er auch im Internet sei, aber der größte Teil der Reaktionen sei positiv. 

Es macht Spaß, die Decker-Voigt Kolumnen zu lesen. Lebenserfahrung, Menschenkenntnis, Humor, breites Wissen sind die Basis der Geschichten. Er versteht es, Ereignisse phantasievoll aus verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten, oft mit einem heiteren "Dreh". Solche kleinen literarischen Stücke sind rar geworden im Medienalltag, und bei kleineren Zeitungen eigentlich gar nicht mehr zu finden, weil die RedakteurInnen dafür keine Muße mehr haben. Und weil Kolumnen, die so flüssig daherkommen, Schmunzeln hervorrufen, nachdenklich stimmen und oft neue Einsichten bringen, eine Mordsarbeit machen. Wäre Decker-Voigt Journalist geworden, hätte er es vermutlich nicht so lange ausgehalten.

Er betrachte das literarische Schreiben als Ausgleich zur Wissenschaft, sagt der Autor. Er brauche beides. Als sein Hauptwerk sehe er nicht die Kolumnen, sondern die aus vier Bänden bestehende Romantrilogie "Das Pfarrhaus", die Familiengeschichte seiner Großeltern und Eltern. Decker-Voigt schreibt auch nach 40 Jahren noch mit Leidenschaft für die Zeitung. Doch er tummelt sich auch woanders. Er liest vor, hat einen Youtube Kanal (youtube decker-voigt) und ist wöchentlich im Bürgerradio ZuSa für Heide, Elbmarsch und Wendland zu hören. 

"Immer dienstags" - Kolumnen aus 40 Jahren als Taschenbuch 

Der Becker Verlag in Uelzen hat zum Jubiläum ein Taschenbuch mit einer Auswahl von 98 Kolumnen aus den Jahren 1980 bis 2020 herausgebracht. Es heißt "Immer dienstags", hat 234 Seiten und kostet 14,80 Euro. ISBN 978-3-920079-63-9

Mehr über Hans-Helmut Decker Voigt und seine Werke sind im Decker-Voigt-Archiv zu finden, ein gemeinnütziger Verein, der von Freunden und LeserInnen gegründet wurde. Hier kann das Buch bestellt werden. Und demnächst auch bei Amazon.

www.decker-voigt-archiv.de 

 

Annette Rose, Sprecherin Deutsche JournalistInnen-Union Niedersachsen-Bremen