Tarifverhandlungen für Tageszeitungsredaktionen ohne Fortschritt vertagt - Verleger haben kein Interesse an konstruktiven Lösungen
Auch die vierte Verhandlungsrunde über die Honorare und Gehälter der über 14.000 Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Verhandlungsführer, Frank Werneke, kritisierte die Haltung der Vertreter des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in der Tarifauseinandersetzung scharf: „Während die Gewerkschaften am Verhandlungstisch konstruktive Vorschläge machen und an Lösungen arbeiten wollen, drehen sich die Verleger im Kreis und legen trotz stundenlanger interner Beratungen kein wirklich verbessertes Angebot vor. Das ist gegenüber dem täglichen Engagement der Journalistinnen und Journalisten respektlos.“
Die Verleger haben ein nur geringfügig verändertes Angebot gemacht, das lediglich vier Prozent mehr Geld, auszahlbar über eine Laufzeit von 36 Monaten in drei Schritten am 1. Juli 2016 und zum 1. Mai 2017 und 2018 vorsieht, ohne dass die jeweiligen Erhöhungsschritte beziffert worden sind. Freie und Pauschalisten sollten die Erhöhungen erst später bekommen.
„Nachdem bereits in fast allen anderen Tarifbereichen Abschlüsse erzielt wurden, wollen die Kolleginnen und Kollegen jetzt endlich einen fairen Abschluss. Das haben sie mit der breiten Streikbewegung der letzten Tage unmissverständlich deutlich gemacht“, unterstrich Werneke.
Die fünfte Verhandlungsrunde findet am 29. Juni 2016 voraussichtlich in Berlin statt.
ver.di fordert für fest angestellte und freie Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten eine Erhöhung der Honorare und Gehälter um fünf Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr Geld. Der DJV fordert 4,5 Prozent.
Breite Streikbewegung begleitet vierte Verhandlungsrunde für Tageszeitungsrunde
In Hannover kamen 60 Redakteurinnen und Redakteure von der Braunschweiger Zeitung, der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, der Neuen Presse und dem Göttinger Tageblatt in der Innenstadt am Kröpcke zur Demo zusammen. Danach zogen sie zum Anzeiger-Hochhaus der Mediengruppe Madsack, wo zur selben Zeit der Aufsichtsrat tagte.
"Seit dem Jahr 2000 haben wir 17,4 Prozent an Einkommen verloren, sind von der wirtschaftlichen Entwicklung anderer Branchen längst abgehängt", sagte Annette Rose vom dju-Landesvorstand Niedersachsen-Bremen bei der Streikkundgebung. In ihrer Rede beschäftigte sie sich mit der Tarifentwicklung für Journalist*innen an Tageszeitungen in den vergangenen 12 Jahren und zeigte eindringlich auf, dass es sich lohnt, für jedes kleine Gehaltsprozent zu streiten, weil es über Jahre um Beträge von mehreren zehntausend Euros geht (Streikrede als pdf angefügt).
Im Vorfeld der vierten Runde und während der Verhandlungen wurden Redaktionen in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hessen bestreikt. Bereits am Wochenende waren zahlreiche Tageszeitungen in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen in streikbedingt reduziertem Umfang erschienen: „Die Kolleginnen und Kollegen geben mit ihren Streiks, mit Aktionen und auf Kundgebungen wie heute in Hannover und am Verhandlungsort Düsseldorf und gestern mit der großen, öffentlichen Streikkundgebung in Stuttgart ein unüberhörbares Signal: Sie wollen endlich ein verhandlungsfähiges Angebot ihrer Verleger, das ihrer journalistischen Arbeit gerecht wird“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Verhandlungsführer, Frank Werneke, auf einer Kundgebung von Streikenden in Düsseldorf. Zum Auftakt der Gespräche, wurden den Verhandlern des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Unterschriften und Protestnoten überreicht, die die Forderung nach einer Erhöhung der Gehälter und Honorare um fünf Prozent bekräftigen.
PDF | 434 kB