TUI

Tarifverhandlungen bei der TUI

11.07.2024

Die eine TUI gibt es nicht. Der Tourismusriese mit Hauptsitz in Hannover zählt weltweit zahlreiche Töchtergesellschaft, Joint Ventures und co. Das Jahr 2024 scheint im TUI-Konzern ein Verhandlungsjahr zu werden. In sechs TUI-Gesellschaften gibt es derzeit ver.di-Tarifkommissionen: der TUI Deutschland, der TUIfly, der TUI Customer Operations, der TUI Business Services, der InfoTec und der TUI Leisure Travel Service. Aus den ursprünglichen Wurzeln des Konzerns heraus resultierend wird bei der Konzern-Mutter, der TUI AG, nach wie vor mit der IG BCE ein Tarifvertrag verhandelt. Im Konzern herrschen je nach Gesellschaft sehr unterschiedliche Arbeitsbedingungen.

Während es bei den meisten der oben genannten Gesellschaften bereits Tarifverträge gibt, haben die Beschäftigten der TUI Leisure Travel Service es durch ihr Engagement geschafft, nun erstmals überhaupt Tarifverhandlungen führen zu können. Diese dauern derzeit noch an. Wir wünschen viel Erfolg!

Einige der Entgelt-Tarifverträge laufen dieses Jahr aus. Die Tarifverträge der InfoTec, der TUI Deutschland und der TUI Business Services wurden von ver.di frühestmöglich gekündigt (zum 30.06.2024 ), ebenso bei der der TUI Customer Operations (hier zum 30.09.2024).

Mit Blick auf die Gehaltsentwicklungen gibt es großen Nachholbedarf. Verständlicherweise konnten die Einkommen im Zuge der Pandemie und zwischenzeitlich zum Erliegen gekommenen Reisemarkt kaum weiterentwickelt werden. Hinzu kam tausendfache Kurzarbeit, verbunden mit massiven finanziellen Einschnitten und Entbehrungen, und daneben auch noch ohnehin geplante Umstrukturierungen im Konzern. Wie schön, dass diese Zeiten vorbei sind, wenn man den Aussagen des Managements folgt:
Die TUI erzielt Umsatzrekorde und das bereits vor der FTI-Insolvenz im Juni. Nach den Worten von Sebastian Ebel, dem TUI Deutschland Chef: „Reisen steht hoch im Kurs. Die Trends sind intakt“ (15.05.2024, Reuters). Schon über das Geschäftsjahr 2023 wurde letzten Dezember berichtet, der Umsatz habe sich um mehr als 25 Prozent gesteigert und das bereinigte Konzernergebnis EBIT der TUI Group belief sich auf 977 Mio. Euro, im Vergleich zum FY 2022 (mit 409 Mio. €) mehr als eine Verdopplung.

Die Ziele auf Beschäftigtenseite umschreibt die Tarifkommission der TUI Business Services so:

 

 

„Wir wollen nicht mehr und nicht weniger als das Gehaltsniveau mit der Kaufkraft wie bis Februar 2020, also auf Vor-Corona-Niveau wieder haben. Wir wollen zurück in die Zukunft! Unsere Ziele sind ambitioniert, doch angemessen. Wir verzichten bewusst auf übliche Nachholforderungen (Gehaltseinbußen durch Kurzarbeit nachholen, Nullmonate nachholen usw.), so berechtigt sie auch wären.[…] Damit sagen wir auch: Wir sind bereit, ein riesiges Zugeständnis zu machen und wir erwarten, dass die Arbeitgeberseite dieses Zugeständnis angemessen würdigt.“

Tarifkommission ver.di TUI Business Services

Der Management-Blick auf den Sommer war jedenfalls bereits im Mai sehr optimistisch. Einige der ehrgeizigen Wachstums- und Renditeziele der TUI scheinen in Teilen erreichbar. Das ist das Verdienst aller bei der TUI Beschäftigten! Angesichts dieser Zahlen sollte man erwarten, dass in den anstehenden Tarifverhandlungen arbeitgeberseitig ordentliche Gehaltszuwächse angeboten werden, auch um gegenüber anderen Arbeitgebern konkurrenzfähig zu bleiben bzw. in Teilen zu werden. Die ver.di-Tarifkommissionen zeigten sich zuletzt weniger optimistisch, dass die Arbeitgeberseite von sich aus ein gutes Angebot unterbreiten wird. Wir werden sehen.

Für die Tarifkommissionen der ver.di ist jedoch klar, dass ein gemeinsames Vorgehen und Auftreten in der Tarifrunde unerlässlich ist, wenn diese Tarifrunden zu einer spürbaren finanziellen Entspannung bei den Kollegen*innen führen sollen. Dazu braucht es vor allem einen starken gemeinsamen Auftritt der Belegschaften, gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft.