„Das Thema Arbeitszeit ist in aller Munde.“ Es wird von stetig steigendem Druck auf der Arbeit im öffentlichen Dienst, sowohl bei Bund und Kommunen als auch bei den Ländern gesprochen. Die Ursachen sind der Personalmangel und Arbeitsverdichtung, aber auch Unklarheiten in der Arbeitsorganisation, z.B. durch halbherzig durchgeführte Digitalisierungsprozesse oder fehlende Investitionen.Die Forderung nach Entlastung kommt in vielen Gesprächen wie ein roter Faden vor.
Ver.di wollte es genau wissen und führte in diesem Jahr eine Arbeitszeitbefragung durch. Die von ver.di in Auftrag gegebene Arbeitszeitbefragung ist die bislang umfangreichste Umfrage zu verschiedenen Arbeitszeitthemen und den sich daraus ergebenden Herausforderungen im öffentlichen Dienst. An der standardisierten Befragung haben sich fast 260.000 Beschäftigte aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes beteiligt.
In der Sitzung des Landesbezirksfachgruppenvorstands Bund und Länder (LFGV Bund und Länder) wurden die Ergebnisse von der stellvertretenden Landesbezirksleiterin Stefanie Reich zur Arbeitszeitbefragung vorgestellt. Die anschließende Diskussion verlief spannend, denn die Daten zeigen eine prekäre Situation mit einer hohen bis sehr hohen Belastung der Beschäftigten auf. Diese sind besonders hoch, wenn in Wechselschicht oder Schicht und/oder nachts/am Wochenende/an Feiertagen oder in besonderen Arbeitsformen, wie Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, geteilte Dienste gearbeitet wird.
Wird aus Gründen der Arbeitsbelastung die normale Arbeitszeit überschritten, gelingt es nicht immer, dies später durch Freizeit auszugleichen. Fast 50 Prozent der Befragten gaben an, dass dies gar nicht oder nur in geringem Maße gelingt.
Ein Teil der Beschäftigten verzichtet sehr häufig oder oft auf Pausen, um das Arbeitspensum zu schaffen. Die vorliegenden Daten geben Hinweise auf bereits bestehende gesundheitliche Risiken und Gefährdungen und zeigen einen hohen Bedarf nach Kompensation und Entlastung.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Prävention sind dringende Herausforderungen, um eine Reduzierung der Arbeitskräfte durch Krankheit und Erwerbsunfähigkeit zu vermeiden.
Ein Teil der Beschäftigten arbeitet allein aufgrund der hohen Belastungen nur in Teilzeit. Die angespannte Arbeitsmarktlage und der in vielen Bereichen deutlich spürbare Fachkräftemangel verschärfen ohnehin bestehende Engpässe und führen zur Intensivierung der Arbeit der Beschäftigten, die mit hohem Verantwortungsbewusstsein die Engpässe zu kompensieren versuchen.
Ein Teil der Beschäftigten würde – sofern sich die Möglichkeit ergäbe – ihren Arbeitgeber wechseln. Eine negative Betriebskultur mit mangelnder Wertschätzung und die zu hohe Arbeitsbelastung sind die am häufigsten genannten Gründe für einen möglichen Arbeitgeberwechsel. Die Wünsche der Befragten an ver.di für die Tarifverhandlungen sind vielfältig und differenziert, zeigen aber auch übergreifende Bedarfe.
Anfang 2025 starten die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen. Rund 2,5 Mio Tarifbeschäftigten sind davon betroffen.
Die ver.di-Bundestarifkommission bereitet die Tarif- und Besoldungsrunde mit Bund und Kommunen 2025 vor. Seit dem 11. Juni findet die Forderungsbefragung statt, die bis bis zum 27. September 2024 dauert. Mach mit:
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Klar ist, in den anstehenden Tarifverhandlungen geht es zunächst um mehr Geld im Portemonnaie. Die ver.di Arbeitszeitbefragung im öffentlichen Dienst hat aber auch gezeigt, dass die Belastungen hoch und die Arbeitsbedingungen vielfachfach unattraktiv sind.