Soziale Arbeit Nds.-Bremen

Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen deutlich: Beschäftigte in der Sozialen Arbeit in Niedersachsen und Bremen an der Belastungsgrenze

Die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit in Bremen und Niedersachsen sind am Limit
Pressemitteilung vom 21.03.2023
Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen deutlich: Beschäftigte in der Sozialen Arbeit in Niedersachsen und Bremen an der Belastungsgrenze


Die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit in Bremen und Niedersachsen sind am Limit: Das zeigt eine bundesweite Studie von Prof. Dr. Nikolaus Meyer (Hochschule Fulda) und Dr. Elke Alsago (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - ver.di) zur Arbeitssituation der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit nach dem Ende der meisten coronabedingten Schutzmaßnahmen.

Das Ergebnis der heute vorgestellten Untersuchung: Die mehr als 600 befragten Beschäftigten aus den verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit in Niedersachsen und Bremen zeigen hohe berufliche Erschöpfungswerte. Zudem erkennen sie bereits eine verminderte eigene Leistungsfähigkeit. Betroffen sind hier vor allem Beschäftigte in Kindertagesstätten, Jugendämtern, Beratungsstellen, der Ganztagesbetreuung an Grundschulen oder der Schulsozialarbeit.

Entsprechend fühlen sich 56,8 Prozent der Befragten in Niedersachsen sowie 60,4 Prozent in Bremen häufig oder sogar sehr häufig an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Die Gründe hängen unmittelbar mit der Corona-Pandemie zusammen. So gaben 44,5 Prozent der Befragten an, dass in Niedersachsen die Nachfrage nach den Angeboten der Sozialen Arbeit seit Beginn der Corona-Pandemie bis heute deutlich angestiegen ist. In Bremen sei der Bedarf nach Einschätzung der befragten Sozialarbeitenden sogar um 54,3 Prozent gestiegen.

Zudem nehmen 79,7 Prozent der Befragten aus Niedersachsen, sowie 91,3 Prozent der Sozialarbeitenden aus Bremen wahr, dass die Komplexität der Problemlagen bei den schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie vorhandenen Adressaten in dieser Zeit ebenfalls zugenommen hat. Damit verschärft die Corona-Pandemie den bereits zuvor herrschenden Personalmangel in der Sozialen Arbeit. „In allen Bereichen der Sozialen Arbeit hat sich die Situation in den vergangenen Jahren zugespitzt. Die Belastungen sind immens gestiegen. Die unzureichende Personalbemessung und der wachsende Fachkräftemangel verschärfen diese Situation. Das führt zu einer prekären Situation für Beschäftigte und Adressatinnen und Adressaten“, sagt Katja Wingelewski, ver.di-Gewerkschaftssekretärin in Niedersachsen und Bremen.

Hintergrund:

An der unabhängigen Studie nahmen im November 2022 bundesweit mehr als 8.200 Beschäftigte aus den verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit mithilfe eines Online-Fragebogens teil. In der wissenschaftlichen Auswertung zeigt sich nun deutschlandweit ein hohes Burnout-Risiko der Beschäftigten: Mehr als 60 Prozent gehen häufig oder sehr häufig an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. So arbeiten rund 39 Prozent der Befragten regelmäßig drei oder mehr Stunden wöchentlich zusätzlich und über 65 Prozent der Befragten stehen bei ihrer Arbeit unter Zeitdruck. Hier führen die sozialen Folgen der Corona-Pandemie zu einer deutlich steigenden Belastung: Bundesweit nehmen seit Beginn der Corona-Pandemie bis heute 49 Prozent der Befragten eine deutlich gestiegene Nachfrage nach den Angeboten der Sozialen Arbeit wahr. Parallel geben mehr als 82 Prozent der Befragten an, dass die Komplexität der Problemlagen bei den bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie vorhandenen Adressaten in dieser Zeit ebenfalls zugenommen hat. Im Ergebnis gehen aktuell mehr als 77 Prozent der Befragten davon aus, nicht bis zur Rente weiterarbeiten zu können. Die Folgen treffen nicht alleine die bundesweit rund 1,5 Millionen Beschäftigten in der Sozialen Arbeit, sondern auch die mehr als 5 Millionen Menschen, die unmittelbar in den Einrichtungen der Sozialen Arbeit begleitet werden.

Die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen, um diese problematische Situation zu ändern. Zudem müssten finanzielle Mittel für die Ausbildung und das Studium zukünftiger Fachkräfte, die Verbesserung der Personalschlüssel und sofortige Maßnahmen für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit bereitgestellt werden.

„Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, ist auch eine Frage der finanziellen Anerkennung. Hierfür kämpft ver.di in der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst. Die Arbeitgeber haben die Möglichkeit, diese Anerkennung zu leisten und in der dritten Verhandlungsrunde ein entsprechendes Angebot vorzulegen“, sagt Elke Alsago, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin.

 

Pressekontakt

Tobias Morchner
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